"Ein Baby ist für viele der erste Schritt zu Biomode"
Biokleidung für Babys und Kinder, Stoffwindeln, Tragehilfen, ... Seit September 2011 gibt es in der Linzer Goethestraße die Anlaufstelle für bewusstes Leben mit Kindern. Andreas und Mona Stadler sind vor sechs Jahren mit ihrem kleinen Sohn von Wien nach Linz gezogen und vermissten hier Geschäfte mit Biokleidung und ökologischem Babyzubehör, deshalb eröffneten sie kurzerhand selbst eines: Natürlich Baby. Der Laden, der etwas versteckt unweit der Goethekreuzung liegt, arbeitet mit der Marke Popolini zusammen, die in Wien einige Geschäfte hat. In den letzten Jahren wurde das Natürlich Baby zur wichtigen Adresse für alle, die Stoffwindeln zum Wickeln benützen, biofaire Kleidung für Kinder suchen, aber auch einfach besondere Sachen für Babys und Kinder entdecken wollen. Im Linzerkind-Interview erzählen die Betreiber Mona und Andreas Stadler über ihren Laden, über die Entwicklung von Linz zur Ökostadt und warum Stoffwindeln gar nicht so mühsam sind, wie viele glauben.
Linzerkind: Wie kam Ihnen die Idee für Ihr Geschäft?
Mona Stadler: Als unser Sohn auf die Welt gekommen ist, wollten wir auf jeden Fall biologische Kleidung kaufen, uns waren auch die Stoffwindeln und eine Tragehilfe wichtig. Wir haben zwar einen Kinderwagen gekauft auf Drängen des Umfelds, hatten ihn aber im Endeffekt nie in Gebrauch. Damals haben wir noch in Wien gelebt, wo es viel Auswahl bei biologischer Kleidung für Kinder gab. Als unser Sohn 1,5 Jahre alt war, sind wir nach Linz gezogen und hier gab es gar nichts. Ich war auf der Suche nach einer neuen beruflichen Aufgabe, also haben wir selbst ein Geschäft eröffnet.
Wie sehr fließen die eigenen Erfahrungen als Eltern ins Geschäft mit ein?
Mona Stadler: Ich habe mich als Mutter mit allem rund ums Baby sehr beschäftigt, es war mein erstes Kind und habe mir viel angelesen. Dieses Wissen wollte ich gerne weitergeben. Wir haben später auch Trageberater-Ausbildungen gemacht, damit wir uns wirklich gut auskennen und nicht nur aus eigener Erfahrung sprechen. Alles was zu uns passt, kommt rein ins Geschäft.
Andreas Stadler: Zwischenzeitlich waren es fast 70 Produzenten, die wir im Geschäft hatten – alle bio und fairtrade, teilweise regional.
Sie haben vor allem Dinge, die man im ersten Babyjahr braucht – aber auch viel Kindergewand für Größere. Wie groß ist die Zielgruppe?
Mona Stadler: Wir haben Gewand bis 8 Jahre. Angefangen haben wir mit Babysachen, weil unser Sohn auch noch klein klein. Unsere Kunden wachsen uns aber auch davon, und so sind unsere Sachen mitgewachsen. Bei einigen Marken geht es bis 134/140.
Andreas Stadler: Wir haben außerdem die unterschiedlichsten Kunden. Manche Leute suchen nach Biokleidung, manche einfach nach guter Qualität, ihnen ist der Ökofair-Gedanke gar nicht so wichtig. Speziell bei der Baby-Unterwäsche ist den meisten Bio aber schon sehr wichtig. Bei sich selbst achten sie oft gar nicht darauf, aber bei den Babys schon.
Wie war das bei Ihnen?
Mona Stadler: Bei mir war das genau so. Ich wäre vor der Geburt meines Sohnes nicht auf die Idee gekommen Biomode für mich zu kaufen, obwohl es selbstverständlich für mich war, das Essen in Bioqualität zu kaufen. Ein Baby ist für viele der erste Schritt zu Biomode. Früher war Ökomode Schlammbraun, aber jetzt gibt es wunderschöne Sachen.
Sie sind von Wien nach Linz gekommen, wie wird Ihr Angebot in der Stadt angenommen?
Andreas Stadler: Linz ist da immer noch einen Schritt vor allen anderen österreichischen Städten, vielleicht durch die Wearfair. Es gibt eine hohe Dichte an ökofairen Geschäften für Erwachsene, wie ich sie in Wien nicht wahrgenommen habe. Auf der Herrenstraße wurlt es nur so vor ökofairen Geschäften.
Sie sind die Hauptanlaufstelle für Stoffwindeln in Oberösterreich. Was sagen Sie Skeptikern, die sich die Arbeit mit Stoffwindeln nicht antun wollen?
Mona Stadler: Man wäscht sie halt in der Waschmaschine, hängt sie auf, ansonsten machen sie nicht viel Arbeit. Wegwerfwindeln muss man dafür nach Hause tragen.
Sonst gibt es kaum Einschränkungen: Das einzige ist, dass konventionelle Babyhosen anfangs zu knapp sind für Stoffwindeln. Es gibt aber viele Anbieter für passende Hosen zu Stoffwindeln, man muss nur schauen, wenn man Gewand geschenkt oder vererbt bekommt. Das ist vielleicht ein Nachteil.
Wie ist der Unterschied bei den Kosten?
Mona Stadler: Wenn man sich dann dafür entscheidet, ist es einmalig ein größerer Betrag – zwischen 250 und 500 Euro - den man ausgibt, dafür ist man dann für die gesamte Windelzeit versorgt. Bei einer durchschnittlichen Windelmenge spart man schon beim ersten Kind etwas ein, beim zweiten sowieso. Die meisten Kunden haben die Gesundheit des Babys als Motiv, Wegwerfwindeln sind heißer, weil sie so dicht sind, Stoffwindeln sind atmungsaktiv. Wir habe auch Testpakete da, für alle, die Stoffwindeln einmal ausprobieren wollen.
Andreas Stadler: Bei herkömmlichen Windeln braucht man zwischen 1000 und 1200 Windeln, das sind gut 1000 Euro, je nach dem welche Marke es ist. Wir haben es ausgerechnet und sind auf Einsparungen zwischen 500 und 600 Euro gekommen, Waschen und Waschmittel eingerechnet.
Mona Stadler: Die Abfallwirtschaft ist an einer Ausbreitungvon Stoffwindeln interessiert. In Oberösterreich fördern viele Gemeinden die Anschaffung von Stoffwindeln. Wenn man in einem Bezirk mit Förderung ist, kann man einen dreistelligen Betrag gefördert bekommen.
Sie verkaufen viele Tragehilfen, das Tragen hat ja in den letzten Jahren einen Boom erlebt, haben Sie das auch so erlebt?
Mona Stadler: Ja, es ist in den letzten zehn Jahren immer stärker geworden. Es gibt kaum mehr eine Familie mit Baby, die keine Tragehilfe zusätzlich zum Kinderwagen hat. Tragen erleichtert das Leben ungemein, und es gibt mittlerweile viele Tragehilfen, die leicht anzuwenden sind. Vor den Tragetüchern haben viele schon viel Respekt, speziell die Männer nehmen lieber Komforttragen.
Linzerkind-Tipp:
Natürlich Baby
Goethestraße 7
4020 Linz
www.natuerlichbaby.eu (auch Online-Shop)
Im Geschäft gibt es eine Spielecke für Kinder, eine Stillecke, eine Kundentoilette und Möglichkeit zum Wickeln.