Kinderyoga ist gar nicht langsam
Einatmen, ausatmen, einatmen, ... Quietschlebendige Kinder, die Yoga praktizieren und ruhig auf ihrer Matte sitzen - eine eher ungewohnte Vorstellung. Vertragen sich Langsamkeit und innere Einkehr, um die es vielen Erwachsenen bei Yoga geht, mit der Energie von Kindergarten- und Volksschulkindern?
Kinderyoga läuft daher meist etwas anders ab als übliche Yogastunden, Entspannung und Ruhe haben aber dennoch Platz. „Eine normale Yogaeinheit wäre viel zu langweilig für Kinder“, erklärt die Linzer Kinderyoga-Lehrerin Daniela Baumgartner. „Daher gibt es viel Abwechslung, und die Übungen wechseln etwa alle zehn Minuten.“ Auch Christine Platzer, die unter dem Namen „Yogalöwe“ Kinderyoga-Stunden anbietet, unterstreicht das: „Kinderyoga ist nicht langsam! Spaß, Lautsein und Bewegung sind möglich und gehören dazu.“
Während Kinderyoga in Deutschland schon seit vielen Jahren etabliert ist, und auch an Schulen praktiziert wird, ist es in Österreich erst seit 2 bis 3 Jahren ein Thema. In Oberösterreich wird Kinderyoga von selbständigen Yogalehrern oder an Institutionen wie der Volkshochschule Linz angeboten.
Meist sind es Eltern, die selbst in ihrer Freizeit Yoga praktizieren, die ihre Kinder für Yogakurse anmelden, aber auch Eltern, die sich für ihre Kinder eine Beschäftigung ohne Leistungsdruck wünschen. „Kinderyoga ist fast die einzige sportliche Aktivität, bei der es keinen Wettbewerb gibt. Dadurch hebt es sich total ab“, sagt Daniela Baumgartner. Sie erzählt von einer deutschen Studie, die die Wirkung von Yoga auf Kinder testete: Kinder praktizierten zwei Wochen lang zweimal wöchentlich Yoga – danach zeigten sich Verbesserungen in der Körperhaltung, in der Konzentrationsleistung, der Empfindlichkeit der Fußsohlen. Die körperliche Leistung und Beweglichkeit verbesserte sich gar um 70 Prozent.
““Die Kinder haben eine Freude daran, was ihr Körper alles kann.”
„Es ist wichtig, dass sich Kinder bewegen in der heutigen Zeit, und dass sie sich auf Sachen konzentrieren können“, sagt Daniela Baumgartner. „Die Kinder merken: Wenn ich an mich glaube, kann ich schaffen, was ich will.“ Christine Platzer berichtet ähnliches: „Die Kinder haben eine Freude daran, was ihr Körper alles kann.“ Yoga sei für die Kinder kein Antistressprogramm oder Wellness, sondern unterstütze sie in ihrem Alltag. „Yoga kann beruhigen. Es kann ein Handwerkszeug für schwierige Situationen im Leben sein. Es ist sozusagen eine Stressprophylaxe.“
Kinderyoga-Stunden sind je nach Lehrer/in unterschiedlich gestaltet: Manche basteln und malen mit den Kindern abseits der Übungen, Daniela Baumgartner und Christine Platzer legen den Fokus stark auf Bewegung. Meist beginnt die Yogastunde mit einer kurzen Gesprächsrunde, bei der die Kinder erzählen, wie es ihnen geht oder was sie heute beschäftigt. Dann beginnt die Bewegung, es werden kindertaugliche Yoga-Asanas (Übungen) gemacht, die spielerisch umgesetzt werden und schnell wechseln, damit die Kinder umdenken und konzentriert bleiben. Am Schluss gibt es den Entspannungsteil, dabei werden die Kinder massiert, sie spielen „Lagerfeuer“ oder liegen einfach da, manche schlafen dabei sogar ein. Dieser Teil, der für Erwachsene oft der angenehmste ist, fällt Kindern am schwersten: „Die Kinder können das Entspannen anfangs gar nicht“, erzählt Daniela Baumgartner. „Aber man kann es ihnen beibringen.“
Das Besondere in den Kursen sei, dass die teilnehmenden Kinder bunt durchgemischt seien und sich so auch weniger mit den anderen vergleichen. „Manche sind richtige Sportler, manche von der Entwicklung etwas hinten“, erzählt sie. Die Zielgruppe sind alle Kinder ab etwa vier Jahren, besonders gut ist Yoga aber auch für Übergewichtige und Kinder mit ADHS.
Info:
Daniela Baumgartner: www.kidsyogalinz.at
Christine Platzer: www.yogaloewe.at
Andere Anbieter:
VHS-Kurse: vhskurs.linz.gv.at